Auto zieht nach rechts, Werkstatt ratlos, Stand der Technik

    • MrAnderson schrieb:

      Mein VW-AH kennt dieses Verhalten aber auch und mein Mech hat mich schon

      "gewarnt", dass 4cm Spurverbreiterung zwar toll aussehen.. aber auch
      deutlich verändertes Spurverhalten mit sich bringen.


      Wenn man das weiß, dann kann man sich gut darauf einstellen und weiß solche Momente einzuschätzen.
      Dem muss ich leider ein wenig widersprechen oder besser gesagt hinzufügen.

      Durch verbauen von Spurpallten auf der Vorderachse verändert man den Lenkrollhalbmesser. Dieser stellt für das Fahrzeug einen sg Störhebel dar, kurz erklärt, die Kräfte die am Reifenaufstandspunkt wirken, werden über den Hebelarm zwischen Reifenazufstandspunkt und Durchstoßpunkt (der Drehpunkt der aus der Drehachse resultiert, also wo das Rad tasächlich drum dreht) vergrößert.
      Je größer der Hebelarm um so mehr Antriebskräfte wirken auf das Lenkrad. Auf die normalen Fahrsituationen (Spurrillen usw.) kann man sich, so wie Du es auch geschrieben hast, mehr oder weniger einstellen.
      Worauf man sich nicht einstellen kann und wo es dann auch richtig gefährlich wird, sind Unvorhergesehene Situationen, dabei ist die gefährlichste, der plötzliche ausfall eines Bremskreises.
      Und genau deshal sollten auf der Vorderachse keinerlei Veränderungen vorgenommen werden die den Lenkrollradius verändern (Spurplatten und Einpresstiefe). Man gefährtdet nicht nur sich selber sondern in so einem Fall eben auch andere Verkehrsteilnehmer.

      Nicht persönlich nehmen, aber so ist es leider.

      Ausser optisch verbessert man nichts und optik liegt im Auge des betrachters, mir gefällt z.B. auch nicht.
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    • das liegt an mehreren Dingen:

      1. Am Portmonee, TÜV, Dekra usw. Sind nichts anderes als Unternehmen die Wirtschaften müssen. Reden sich, wenn man sie drauf anspricht, gerne mit der Werkseitigen Toleranz raus, so nach dem Motto "ist ja eh nicht bei jedem Golf 7... gleich, was ja auch stimmt. Machts aber nicht besser.

      2. Daran, dass die Dinge die im Gutachten stehen, schlicht nicht mit eingetragenen werden, da steht nämlich bei H+R Spurplatten " nur zulässig mit ..... Rad/Reifen Kombination".Und das heißt nichts anderes, als das man mit der einen speziellen Spurplatte in Verbindung mit der einen Speziellen Rad/Reifen Kombination, der Radaufstandspunkt wieder an der selben Stelle ist (ET nach innen, Spurplatte nach außen) wo er Serienmäßig auch war.

      @koenigdom
      Das mit der Spurweite vorne und hinten ist alles richtig, hat aber nichts mit dem Lenkrollradius zu tun.
      Der Serien 7er hat ca. 5mm negativen Lenkrollradius (es gibt leider keine Angaben, ich habe es versucht zu messen, was schwierig ist, da der eine ein virtueller Punkt ist). Daraus weden, wenn Du 20mm Spurplatten verbaust, also 15mm positiver Lenkrollradius.

      Der negative sorgt für ein Gegenlenken bei unterschiedlichen Haftreibungen bzw unterschiedlichen Kräften (Fahrzeug fährt nahezu geradeaus), der positive dagegen verstärkt das einseitige ziehen in diesem Fall noch.

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von woupi () aus folgendem Grund: Man sollte das schreiben mit dem Handy lassen, was da raus kommt, verstehe ich ja selber nicht mehr.

    • Danke für den Bericht, sehr nachvollziehbar und gut geschrieben.
      Das größte Verfehlen der Händler hast du schon beschrieben, ich möchte es aber noch einmal hervorheben: Die Händler müssen einem auch eine brauchbare Beschreibung/Begründung geben, sonst verliert man das Vertrauen ins Auto. Das bekommt man nicht sonderlich leicht zurück und es macht einfach keinen Spaß mehr bzw. ist sogar stressig das eigene Auto zu fahren. Tendenziell passiert das nach meiner Beobachtung häufiger bei technisch nicht versierten Kunden. Die fragen halt meist nicht so kritisch nach (wie auch?) und die Mitarbeiter des Händlers sind schnell mal etwas überheblich und denken sich, dass der Typ es eh nicht versteht. Von solchen Händlern sollte man Abstand halten. Das merkt man, wenn man drauf achtet, schon bei einer Inspektion.
      Ich hatte da mal ein tolles Erlebnis beim TÜV mit meinem Polo. Der Handbremsmechanismus rechts war kurz vor Ende, aber von der Abweichung links-rechts noch erlaubt. Der Prüfer hat mich mit unters Auto genommen und mir das entsprechend gezeigt. Hat aber auch gefragt, ob ich das sehen möchte. Als Ingenieur sagt man da natürlich nicht nein :)

      Ein allgemeiner Hinweis zum Lenken oder Halten vom Lenkrad:
      Je mehr Kraft man aufwendet, desto weniger Kontrolle hat man. Dabei geht es sowohl darum, wie stark man das Lenkrad umgreift, als auch darum wieviel Kraft man für's Lenken aufwenden muss.
      Aus dem Grund ist es eben sehr empfehlenswert, das Lenkrad mit "Formschluss" zu greifen, also so, dass die Daumen ins Lenkrad greifen und man schon ohne zupacken zu müssen lenken kann. Ein bisschen zupacken ist ok und oft auch notwendig, wenn man anfängt wirklich Kraft aufzuwenden, läuft auf jeden Fall etwas falsch.
      Habe immer mal wieder mit dem Motorsport zu tun. Im Regelfall ist dort die Servounterstützung so, dass sich das Lenkrad, entgegen dem was man spontan denken würde, sehr leicht drehen lässt. Etwas entgegen wirkt da, dass die Fahrer im Regelfall sehr trainiert sind und feinmotorische Kontrolle auch bei einem gewissen Kraftbedarf noch hinbekommen. Ein Formel 1 Lenkrad lässt sich schon fast lächerlich leicht drehen.
      Heißt also: Wenn man eine einstellbare Servounterstützung hat, gehört die immer auf die Stellung mit maximaler Unterstützung. Und nein, man bekommt nicht "mehr Feedback", wenn die Lenkung schwergängiger ist.
      Zwei einfache Experimente ohne Auto, die das ganz gut darstellen:

      1. Nehmt irgendetwas in die Hand, bei dem ihr kräftig zupacken könnt (Bierflasche z.B.). Nehmt die Flasche ganz locker in die Hand und bewegt sie (drehen, rauf runter, ziemlich egal). Jetzt macht das gleiche und packt dabei zunehmend fester zu. Ihr werdet merken, dass sich die Flasche umso präziser bewegen lässt, je weniger Kraft ihr aufwendet um sie festzuhalten.
      2. Nehmt z.B. einen Stift und haltet den ganz locker fest. Bewegt ihn mit der Spitze über eine Oberfläche mit Unebenheiten, z.B. ein Heizkörper oder Fugen im Tisch, ziemlich egal was, und erfühlt durch den Stift die Unebenheiten. Jetzt macht ihr das nochmal mit sehr kräftigem Zupacken. Ihr werdet weniger Gefühl haben, je kräftiger ihr zupackt.

      Die Ergebnisse von Experiment 2 sind nicht so ausgeprägt wie bei Experiment 1, aber die Richtung sollte klar werden. Bedeutet damit, dass ihr mit einer schwergängigen Lenkung und/oder sehr viel Kraftanwendung beim Zupacken/Lenken sowohl weniger Kontrolle/Präzision als auch weniger Feedback habt.

    • Super Bericht, Achsvermessung ist ja ne Wissenschaft für sich :)

      Ich hatte bei meinem vorigen Fahrzeug auch den Eindruck das sich duch die 30er Federn das Fahrverhalten verschlechtert hat. Sieht eher richtung Sportwagen aus, fährt aber im Grenzbereich schlechter. Das muss man vielen Leuten erstmal begreiflich machen.

      Was den Golf angeht, finde ich meinen Variant an sich auch zu hochbeinig. Ich mag eigentlich den Komfort und finde das Fahrverhalten auch ganz okay. Ich möchte jetzt nicht akut was daran ändern aber falls sich das mal anbietet, würde mich mal interessieren was man am besten macht.
      Also verschlechtert beispielsweise ein B8 Komfort mit Eibach-Federn (Hab ich hier irgendwo gutes von gelesen) das Fahrverhalten auch? Verschlechtern alle "Sportfahrwerke" das Fahverhalten?
      Damit ist jetzt nicht der Komfort gemeint.

      Baust du Turbo auf Diesel, läuft Diesel wie Wiesel :D

    • woupi schrieb:

      Sehr gut erklärt, so, nur mit anderen Worten, habe ich es gestern auch erklärt und hoffe er hat es verstanden, gehe aber davon aus. Hier war halt der Vorteil, dass er den Unterschied tasächlich erfahren konnte.
      Ich habe es jetzt seit gestern Abend auch so gehandhabt. Das verkrampfte festhalten mache ich nicht mehr. Aber wie du ja auch geschrieben hast war leider nicht alles in Ordnung gewesen mit der Lenkung.

      Ich bin jedenfalls sehr zufrieden und danke dir für deine Zeit und Hilfe !

      Auch ein Danke an das Forum, dass ihr mir Mut gemacht habt einfach mal außerhalb von einer Werkstatt Hilfe zu suchen. Ich war zuerst skeptisch, aber es war die richtige Entscheidung.


      MfG
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