Fahrbericht: Golf VII - Facelift E-Golf

    • Fahrbericht: Golf VII - Facelift E-Golf

      Guten Morgen,

      ich hatte neulich die Gelegenheit einen Golf 7 E-Golf - Facelift zu testen und ich würde euch gerne an meiner Erfahrung teilhaben lassen.

      Vorgeschichte:
      Neulich war ich mit einem meiner Caddys beim Freundlichen (Service etc.) und da trat der Verkaufsleiter an mich heran und frug mich ob ich Lust hätte einen neuen E-Golf einen Tag lang zu testen. Natürlich hab ich ja gesagt und 5Minuten später saß ich auch nach einer kurzen Einweisung hinterm Steuer.

      Interieur:
      Es gibt hier ansich wenig zu sagen, es handelte sich, wie bereits geschrieben, um einen Facelift Golf VII - er hatte das große Infotainmentsystem und ansonsten war er, bis auf Leder, nahezu voll. Qualität war wie gewohnt, oberflächlich betrachtet sehr gut, jedoch im Detail nachlässig (das kenne ich aber schon von meinem 7er). Wirklich begeistert war ich vom Digitaltacho - ich war eigentlich nie ein Freund vom Mäusekino, aber das hat mir doch im Golf sehr sehr gut gefallen, die Bedienung war eingängig, die grafische Aufarbeitung empfand ich als sehr gut, wenn auch im Vergleich zu Mercedes in der optischen Anmutung etwas zurückliegend.

      Exterieur:
      Ich muss gestehen dass mir der Golf 7 mit dem Facelift von außen weniger gefällt, einzig die Scheinwerfer haben für mich optisch einen Schritt nach vorne gemacht, aber ansonsten sehen die neuen Stoßfänger zum abgewöhnen aus.

      Fahrerlebnis:
      Ja was soll ich sagen, ich bin oder war begeistert. Es ist anfangs etwas ungewohnt, ohne Motorengeräusche zu fahren, aber wenn man den rasselnden und rappeligen 1.4 TSI gewohnt ist, genießt man die Ruhe (ich werde nie verstehen wie man diese sägende Nähmaschine als "sounds good" bezeichnen kann).
      Beeindruckend ist va. der Schub und das fehlen von Gängen. Das Fahrzeug ist bei 150 kmh abgeriegelt, beschleunigt aber bis dahin ansatzlos und nach meinem Empfinden schneller und souveräner als es der 150PS TSI kann (auch wenn das Datenblatt was anderes sagt).
      Vor allem die Ruhe auf der Autobahn bei Tempo 130 - 140 ist bemerkenswert. Das Fahrzeug fuhr deutlich leiser als mein Variant. Man hat auch über 100 kmh Reserven für flotte Überholvorgänge.
      Was völlig ungewöhnlich ist, ist das Ansprechverhalten. Das kenne ich so von keinem Verbrenner, egal ob Benzin oder Diesel. Man drückt aufs Gaspedal und das Auto schiebt, egal ob man aus dem Stand startet, oder aus dem Ort beschleunigt, das fährt sich alles sehr sehr angenehm. Auch das zusätzliche Gewicht durch die Akkus steht dem Auto eigentlich sehr gut zu Gesicht. Ich hatte das Gefühl dass der E-Golf deutlich souveräner und besser fährt als ein normaler Benziner-Golf.

      Auch die Angst dass es sich anfühlt wie "Straßenbahnfahren" hat sich nicht bestätigt, im Gegenteil mir machte das Auto mehr Spass als mein Benziner.

      Reichweite / Fahren:
      VW verspricht für das KFZ ja eine Reichweite von um die 200 km. Nunja das habe ich natürlich nicht erreicht. Bei mir war nach etwa 120km die Fahrt beinahe zu Ende, wobei ich zugeben muss dass ich unterwegs öfter mal das Gas bemüht habe.
      Man hat allerdings auf die Reichweite auch einen sehr großen Einfluß, je nachdem wie kompromissbereit man ist. Man hat 3 Fahrmodi zur Wahl, normal, ECO und ECO pro oder plus oder sowas.
      In der höchsten ECO-Einstellung wird nahezu alles abgeschaltet. Es gibt dann kein Gebläse mehr, keine Heizung, Infotainment ist aus, die Leistung wird auf ein Minimum gedrosselt... also da bewegt sich dann echt kaum was. Meiner Ansicht nach ist das im Alltag eigentlich nicht nutzbar, man hat dann irgendwie das Gefühl einen Ford Fiesta aus Ende der 80er zu fahren, zwar besser gedämmt, aber genauso langsam und stickig.
      Am besten kam ich mit der normal-Einstellung zurecht, man fährt einfach wie in einem normalen Wagen, nur halt elektrisch und lautlos. Das alles funktioniert so als hätte es das schon immer gegeben.

      Ich denke für Leute die nur in der Stadt oder einem stadtnahen Umfeld - ich sage mal Großstadt mit einem 25km Radius - unterwegs sind, ist das Auto optimal. Was mich dann doch zum Nachdenken anregte war eigentlich die fehlende Möglichkeit spontan einfach mal 200km ins Land zu fahren. So kleine Wochenendausflüge sind mit dem Auto eigentlich nicht möglich, oder sie wollen gut geplant und überlegt werden, das Risiko ohne Strom irgendwo liegen zu bleiben ist natürlich sehr groß und Stromtankstellen sind sehr rar gesäht. Das Navi bietet hier die Möglichkeit Stromtankstellen zu finden, aber das ist auf dem Land in Sachsen eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, in der Stadt allerdings machbar.

      Mein Fazit:
      Für den täglichen Weg zur Arbeit (25km einfach) und einer Möglichkeit das Auto in der Arbeit aufzuladen könnte ich mir sowas durchaus vorstellen. Allerdings ist das dann ein reines "von A nach B" Auto und dafür ist das KFZ mit über 40.000 € einfach viel zu teuer. Zumal man eigentlich für die weiteren Touren noch einen Zweitwagen bräuchte.
      Selbst wenn die Akkus mal eines Tages eine Reichweite von 500km ermöglichen, bleibt das Problem der langen Ladezeiten. Beim Verbrenner hat man in wenigen Minuten vollgetankt, kein Mensch im Geschäftsleben oder im Privaten auf Ausflügen, will sich das leisten irgendwo Stunden rumzustehen um Akkus aufzuladen.

      Aber insgesamt war das ein spannender Tag!

      Gruß Marcus

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    • Ich hab vor drei Wochen einen GTE gefahren und hat mir auch gefallen.
      Für mich wäre das eine echte Alternative zu meinem jetzigen,da ich nur 7km auf die Arbeit habe und Einkäufe usw.auch im Elektromodus erledigen könnte.Das gute daran ist, wenn der Akku alle ist fährt man halt mit dem Verbrenner weiter aber einen grossteil der Fahrten könnten bei mir problemlos eletrisch erledigt werden.

    • Die Wartung wird sich dann auf die Akkus konzentrieren und natürlich Fahrwerk etc.

      Da ja Flüssigkeiten bis auf Bremse/Servo/Klima wegfallen.
      Würde mich nicht wundern, wenn da auch ein Getriebeölwechsel alle 2 Jahre fällig wird...wenn er denn eins hat

      Glaube aber nicht, das die Wartung billiger wird....die leben ja nicht auf dem Baum

    • Danke für den Bericht, Marcus. :thumbup:

      Ein Auto ohne Geräusche ist für mich fast nicht vorstellbar.
      Vor allem in der Stadt, wenn viele Fußgänger dich nicht von hinten heranrollen hören und dann einfach
      über die Straße laufen wollen... 8o

    • Ein modernes Sereinauto hat bei niedrigen Geschwindigkeiten hauptsächlich Abrollgeräusche, den Motor hört man bei wenig Last praktisch eh nicht. Da besteht praktisch kein Unterschied zum E-Auto.
      Und ganz ehrlich, es gibt ja auch noch andere Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer die hört man wirklich nicht - da fordert komischerweise niemand das die lauter werden müssen...
      Wer einfach über die Straße geht ohne zu schauen geht so oder so ein hohes Risiko ein, das erste was man einem Kind im Straßenverkehr beibringt ist schauen....

    • Vielen Dank für den Bericht!

      Ganz ähnlich habe ich meine Probefahrt mit dem VorFacelift E-Golf empfunden.

      Für meine rund 45 km zur Arbeit (einfache Strecke) käme das eigentlich schon in Frage - vor allem wenn meine Arbeitgeber Ladestationen installieren würde (was aber durchaus in den nächsten Jahren passieren kann).
      Da wir ohnehin zwei Autos haben, wäre das "Urlaubs-Fahrten-Problem" keins mehr.

      Was die Kosten angeht, so sehe ich zwei Punkte skeptisch:
      1. Die Akkus. Hier würde ich definitiv leasen (wenn möglich) und nicht kaufen, denn wer weiß, welchen Folgekosten man sich da annimmt?
      2. Der Wiederverkaufswert. Das sehe ich als Risiko (bei meinem schönen GTD im Moment aber auch ;) und ich würde daher ein E-Fahrzeug wohl lieber leasen als kaufen. Auch wenn es teurer wird, es wäre mir "sicherer".

      Wie seht ihr das?

      Schöne Grüße
      Klaus.

      Golf VII GTD DSG Limestone DCC Sport&Sound NSW AssistPaket Keyless MediaIn Dynaudio DiscoverPro ParkLenk RearView AHK
      e-up! CCS Klimatronic Sitz- u. Frontscheibenheizung RFK GRA DAB
      VCDS USB-HEX-CAN
      Golf VII Sportsvan 1.4TSI DSG Pano StandHzg RearView AHK
      Beetle Cup 1.2 TSI Platinumgrey Bi-Xenon Panodach
      Cross Touran TSI / Golf VI Highline TSI DSG / Audi A3 8L 1.8T / Polo 2F G40 / Polo 2 GT
    • @marcus g7
      Sehr guter und ausführlicher Bericht :thumbsup:
      Deckt Sich mit meinen Erfahrungen, die ich letztes Jahr bei einer Probefahrt mit nem Hyundai Ioniq Elektro machen konnte.
      Am meisten beeindruckt hat mich die Ruhe und das rein elektische Bremsen.
      Der Ioniq hat Paddels am Lenkrad und man kann 3-stufig einstellen, wie stark er bremst. Stufe 3 ist da am stärksten und wirkt von der Bremsleistung wie die hydaulische Bremse. Die braucht man nur noch für die letzten km/h.
      Kenn ich so von meiner Arbeit als Lokführer.

      Aber leider ist so ein E oder auch ein plug-in für mich in den nächsten Jahren unrealistisch mangels Lademöglichkeiten zuhause und bei der Arbeit.

      @schaefersklaus
      Hyundai und Toyota geben 8 Jahre Garantie auf die Akkus, keine Ahnung, wie es bei VW aussieht.
      Wertverlust bin ich auch noch skeptisch :?:
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    • Das mit den Akkus und den damit verbundenen Kosten sehe ich auch als nicht zu kalkulierendes Risiko. Ich denke Leasing ist bei dem Teil sicherlich von Vorteil - wenn es denn in Frage kommt.

      Aber über den Wiederverkauf würde ich mir keine großen Gedanken machen. Die Autos kauft man ja aktuell bereits schon nur wenn man so etwas will.
      Jemand der sich ein Auto kauft unter der Prämisse "Hauptsache mobil und günstig" kauft keinen Golf, schon gar nicht als Stromer. Ich denke die Stromer, gleich welcher Hersteller, werden aktuell gekauft weil die Leute so etwas gezielt wollen.

      Genauso ist es beim Wiederverkauf, angesprochen werden Käufer die eben ein Elektroauto wollen, aber nicht die horrenden Anschaffungskosten tragen möchten. Die meisten werden da über nicht zu kalkulierende Folgekosten hinwegsehen.

      Die Käuferschicht für neue Elektroautos ist schon relativ dünn.

      2016 wurden 0,7% Elektroautos verkauft, also etwa 1 von 100. Die Quote könnte man ja der Einfachheit halber auch auf den Gebrauchtmarkt umlegen.

      Was den Wert angeht, naja der Wertverlust ist so oder so hoch, ein 40.000 € Golf verliert ohnehin extrem, ob der dann nach 4 Jahren noch 12.000 € wert ist, oder 11.000€ ist doch dann "fast irrelevant" oder?

      Oder man nutzt halt das beliebte Modell der Balonfinanzierung - zahlt Betrag X an, zahlt Raten für 2-4 Jahre, gibt den Wagen zurück und bestellt einen neuen.
      Da hat man das Risiko mit dem Akku ausgespart und umgeht das Problem mit dem Wiederverkauf.